Vor dem Kauf des VW Beetle Cabrio TDI Allstar hab ich lange nichts mehr zu schreiben gehabt. Nachdem wir das Reisejahr 2020 so hoffnungsvoll im Januar mit unserem Trip nach Wilhelmshaven gestartet haben, unterbrach es der Virus Covid-19 gleich wieder. Es steht Ostern vor der Tür. Zur Zeit ist an Verreisen gar nicht zu denken.
Da auch das Motorrad fahren zur Zeit nicht erwünscht ist, kommt die Sehnsucht nach einem Cabrio wieder zurück. Damit ließen sich die „unbedingt nötigen“ Wege zur Arbeit oder zum Einkaufen weisungsgemäß und trotzdem mit einem Gefühl von Spaß und Freiheit erledigen. Doch welches Cabrio kommt überhaupt in Frage? Die Meßlatte liegt nach dem Works Mini Cabrio sehr hoch. Es soll etwas besonderes sein. Und ist es überhaupt möglich, in Zeiten von Corona ein Auto zu kaufen?
Als erstes Fahrzeug hielt sich der neue Mazda MX 5 lange auf dem Spitzenplatz der Fahrzeuge. Im Grunde war er die Liste. Zufällig kam ich während einer Klopapier-Einkaufs-Challange an einem Mazda Autohaus vorbei. Der Händler hatte 2 gebrauchte Exemplare auf seiner Freifläche stehen. Die Frage nach einem Schlüssel zur alleinigen Besichtigung wurde positiv beantwortet. So konnte ich ganz in Ruhe, ohne einen Verkäufer, das Fahrzeug testen. Die ersten Zweifel kamen mir schon, als ich direkt am MX 5 stand. Er geht mir nur bis kurz über den Bauchnabel. Wie soll ich da rein- bzw jemals wieder ohne fremde Hilfe heraus kommen? Das ging dann doch erstaunlich gut. Der Innenraum war mir dann aber etwas zu eng. Außerdem fehlten mir Ablageflächen und der Kofferraum ist dazu noch sehr knapp bemessen. Es passt alles wunderbar zum Konzept, aber leider nicht zu mir. Ein 4-sitziges Cabrio ist wohl doch besser. Also nochmal von vorne.
Ein 4-sitziges Cabrio. Etwas Besonderes soll es sein. Eine Farbe soll er haben. Also nicht schwarz, weiß, grau oder silber. Sitzheizung, Tempomat und Xenon-Scheinwerfer sollten verbaut sein. Und bitte kein Benzinermodell mit Problemen der Steuerkette oder Diesel, der vom Abgasskandal betroffen ist. Tatsächlich habe ich so ein Modell doch noch gefunden.
Ein VW Beetle Cabrio mit 2.0 Liter Dieselmotor mit 150 PS. Das Fahrzeug ist nach Euro6 eingestuft. Der Wagen mit dieser Motorisierung soll nicht vom Abgasskandal betroffen sein. Mit diesem Selbstzünder kann man sogar ein wenig sportlich fahren. Das ist mir aus meinen beiden Skoda Superb bekannt. Leider ist die Suche durch die Spezifikationen extrem eingeschränkt. Für ganz Deutschland weist die Suche bei mobile.de gerade einmal 67 Stück aus. Da der Bewegungsradius durch Corona extrem eingeschränkt ist, bleibt innerhalb von 50 Kilometern nur 1 Treffer übrig.
Beim Volkswagenzentrum Braasch in Oldenburg steht dieses Beetle Cabrio. Über das Fahrzeugexposé bekomme von ich mobile.de die Fahrgestellnummer, die ich auf der Volkswagenseite in eine Suchmaske eintragen kann. Daraufhin erhalte ich die Bestätigung, das dieses Fahrzeug -Stand jetzt- nicht vom Abgasskandal betroffen ist.
Der ausgewählte Wagen hat als Sondermodell „Allstar Plus“ die Werkshallen von Volkswagen in Puebla, Mexico verlassen. Das heißt, er besitzt eine recht umfangreiche Zusatzausstattung zum Modell Design schon ab Werk. Dazu zählen das Navigationssystem, Xenon Hauptscheinwerfer und LED-Beleuchtung, Lederausstattung, Tempomat, Rückfahrkamera und vieles mehr. Er erfüllt somit alle gewünschten Attribute. Und etwas Besonderes ist der VW Beetle schon immer.
Der erste Kontakt mit dem Autohaus ist sehr freundlich. Allerdings werde ich gleich auf den eingeschränkten Service wegen Corona hingewiesen. Eine Probefahrt mit dem Fahrzeug ist per Corona-Erlass zur Zeit verboten. Der Verkäufer bietet mir jedoch die Möglichkeit, das Cabrio zu einer abgesprochenen Zeit zu besichtigen. Dazu wird das Fahrzeug offen, auf dem Verkaufsplatz für mich bereitgestellt. Das Angebot nehme ich gerne an. So können meine Familie und ich einen Ausflug machen und sehen etwas anderes.
Bei schönstem Sonnenschein stand der VW bei Braasch in Oldenburg offen auf dem Verkaufsplatz bereit. Das Blau leuchtete sehr schön in der Sonne. Die Umstände spielten dem Verkäufer das erste Mal in die Karten. Wir untersuchten das Auto so gut wir konnten und suchten es auf Beschädigungen oder Fehler ab. Alle fühlten sich bei der ersten Sitzprobe sofort sauwohl. Das Bordbuch, der Serviceplan und andere Papiere der Bordmappe waren in dem Handschuhfach vorhanden. Alle Funktionen die ohne Zündung möglich sind, testeten wir aus. Dabei spielten die Umstände dem Verkäufer das zweite Mal in die Hände. Beim Testen der Musikanlage stellten wir fest, das noch eine Udo Lindenberg CD im Gerät zurück geblieben ist. Bei „Durch die schweren Zeiten“ zeigte das verbaute Fender Soundsystem seine ganze Klasse. Es war fast schon der Fahrtwind zu spüren. Dabei hatten wir doch gar keinen Zündschlüssel.
Wir schauten danach in den Motorraum. Kontrollierten dabei die angehängten Inspektionszettelchen. Weiter ging’s mit dem Kofferaum. Hier zeigte sich der große Subwoofer an der Seitenwand. Er schränkt ein wenig das Kofferraumvolumen ein. Dafür ist es möglich die Rücksitzlehnen von dort aus umzuklappen und das Ladevermögen zu erhöhen. In einem Fach entdeckte ich ein optional erhältliches Windschott. Danach haben wir nochmal alle möglichen Sitze ausprobiert. Hat der Wagen denn überhaupt keine negativen Dinge zu bieten. Doch! Am rechten Kotflügel ist eine etwas größere Schramme und er hat ein paar Steinschläge an der Stoßstange und der Motorhaube. Ein wenig zu verhandeln gibt es doch immer. Gut gelaunt verließen wir das Autohaus. Ein schöner Ausflug in Corona-Zeiten.
Die späteren Verhandlungen verliefen nicht ganz so, wie gewünscht. Eine frische Hauptuntersuchung, ein aktueller Service und der rechte Kotflügel werden gemacht und die Udo-CD bleibt im Fahrzeug. Bei einem gewünschten Käfer-Schriftzug an der Heckklappe sagte mir der Verkäufer wenigstens seine Unterstützung zu. Das Teil kostet im Internet € 25,- Bei der Preisverhandlung ging gar nichts. Wenigstens hat der Wagen eine 12-monatige Garantie, da wir dieses Fahrzeug ohne Probefahrt kaufen müssten. Normal macht man so etwas nicht. Aber was ist in Zeiten von Corona überhaupt noch normal. Selbst bei der Abholung würde eine kontaktlose Übergabe stattfinden. Ob es so kommt?
Es sollte so sein. Ohne Probefahrt, aber mit dem guten Gefühl des besonderen Moments. Von nun an begleitet uns das VW Beetle Cabrio TDI nicht nur „durch die schweren Zeiten“.
Das Straßenverkehrsamt hat zwar Einschränkungen in den Abläufen durch Corona, einen Termin bekomme ich aber innerhalb von einer Stunde für den nächsten Tag. Pünktlich werde ich aufgerufen. Eigentlich geht alles wie immer. Nur zu den Bearbeiterinnen werde ich nicht vorgelassen. Nach einer Stunde bin ich schon wieder zu Hause. Endlich kann ich den Käfer abholen. Zwischenzeitlich dürfen die Autohäuser wieder öffnen. Also bedarf es keiner kontaktlosen Übergabe. Am Nachmittag machen wir uns auf nach Oldenburg. Auf dem Hof werden wir „freundlich“ damit empfangen, dass wir unseren Luigi dort nicht abstellen dürfen. Unsere Absicht ein gekauftes Fahrzeug abzuholen stimmt die Mitarbeiter gnädig und man lässt uns gewähren. Wobei meine Frau nach 2 Minuten den Hof samt Wohnmobil schon wieder verlässt. Der mit der Übergabe beauftragte Mitarbeiter ist sehr freundlich und zuvorkommend.
Da steht er. Wieder stimmt das Wetter und der Beetle funkelt in der Sonne. Sofort fällt mir der rechte Kotflügel auf. Der Kratzer ist verschwunden. Beim weiteren Rundgang entdecke ich den neuen Käferschriftzug auf dem Heck. Das sieht Klasse aus. Nach dem Empfang der Schlüssel geht es in den Innenraum. Als erstes machen wir das Dach auf. Den Knopf gedrückt und 9 Sekunden später steht der Beetle oben ohne da. Aus dem Kofferraum holen wir das Windschott und montieren es. Der Verkäufer bemerkt noch das der Wagen vollgetankt ist. Super. Nach ausgiebiger Besichtigung und Abschluss der Formalitäten bekommen wir die Papiere und noch eine Flasche Sekt überreicht. Dann hören wir zum ersten Mal den Motor. Fahrstufe auf D des 6-Gang DSG-Getriebes und sofort rollen wir los.
Durch die Stadt fährt der VW Beetle Cabrio TDI ruhig. Kein Klappern, kein Knarzen stört. Irgendwie wie neu. Der Selbstzünder läuft schön leise. Die Gangstufen wechseln fast unbemerkt. Auf der Landstraße werden die Windgeräusche lauter. Der Beetle aber nicht. So cruisen wir eine zeitlang Richtung Weser.
Da der Wesertunnel gesperrt ist, überqueren wir den Fluss mit der Fähre nach Sandstedt. Wir sind jetzt schon begeistert von dem Wagen. Die Verbrauchsanzeige nähert sich der 5 Liter-Marke und unterschreitet sie bis zur Ankunft zu Hause. Es wird sich noch zeigen, wieviel er wirklich verbraucht.
Die erste Fahrt war ein Genuss. Der Kauf des VW Beetle Cabrio TDI ohne Probefahrt hat keine negativen Folgen. Für eventuell auftretende Schäden gibt es eine einjährige Garantie dazu. Einen Fahrbericht mit Bildern gibt es hier.