Seit 33 Jahren habe ich den Motorradführerschein und hatte eigentlich immer ein Motorrad. In den letzten 3 Jahren bin ich, aufgrund einer persönlichen Tragödie, kaum noch Motorrad gefahren. Vor einem Jahr habe ich meine Yamaha Tracer 9 GT verkauft, da ich sie für das Rumstehen einfach zu schade fand. Seitdem genügte mir das Cabriofahren, was ich sehr genieße. Doch irgendwie drängte sich der Motorradvirus in letzter Zeit immer häufiger wieder auf. Es wäre doch schön, wieder fahren zu können, wenn ich will. Haben ist bekanntlich besser, wie brauchen. Aber schön soll die Maschine aussehen, damit ich mich auch in der Garage daran erfreuen kann, falls sie doch nur herumsteht.

Die Wahl fiel auf die Honda CB 1100 RS. Auf meiner eigenen CB 250 habe ich 1991 meinen Führerschein gemacht und die ersten Kilometer gefahren. Eigentlich wollte ich eine Maschine mit viel Chrom und Speichenrädern. Dazu hätte ich das „EX“-Modell auswählen müssen. Doch bei der Suche fiel mir aus den verschiedenen Varianten und Farben die Honda CB 1100 RS in Darkness Black metallic auf. Die RS gab es erst nach dem Facelift 2017. Ob es sich bei der Farbgebung um ein Sondermodell handelt, ist mir nicht bekannt. Im Internet ist dazu fast nichts zu finden. Einen originalen Verkaufsprospekt mit dieser Farbe habe ich auch noch nicht gesehen.

Das Angebot dieser Maschine ist recht überschaubar. Während meiner Suche über 2 Monate haben sich nur 4 Angebote aufgetan. Das erste Händlerangebot war sogar relativ in der Nähe. Doch beim genaueren Hinsehen fielen mir die blaubraunen Krümmer auf. Sie entstehen bei zuviel Hitze darin. Ich schloss daraus, das entweder ein Hitzeschutzband um die Krümmer gewickelt wurde oder die Fahrweise des Vorbesitzers recht zügig vonstatten ging. Ebenfalls passte der Reifenzustand nicht zur Laufleistung des Motorrades. Die ersten Reifen waren bei 8400 Kilometern noch fast neu. Dazu kamen noch Beschädigungen am Lichtmaschinendeckel, die das Bild in der Garage erheblich stören würden.
Die drei anderen Angebote waren alle mindestens 700 Kilometer entfernt in Südwestdeutschland. Eine spontane Besichtigung fiel somit aus. Zwei Angebote waren aus privater Hand. Da kommt es auf das Vertrauen zum Verkäufer an, da eine Garantie nicht gewährt wird. Bei einem hätte ich mir einen Kauf gut vorstellen können. Leider war das Modell mit vielen Extras aufgewertet worden, die ich wahrscheinlich gar nicht haben wollte. Der Verkäufer hatte allerdings alle Originalteile behalten. Trotzdem hätte ich die Extras bezahlt und viel Arbeit mit dem Rückbau gehabt. Am Ende kamen auch diese beiden Angebote nicht in Frage.

Das letzte Inserat kam von einem Autohändler in Stuttgart. Die angebotene Honda CB 1100 RS ist aus dem Jahr 2020. Sie hat einen Vorbesitzer und knapp 8400 Kilometer gelaufen. Wir wurden uns sehr schnell über die Modalitäten einig. Die Hauptuntersuchung hat er noch durchführen lassen. Einzig den Transport sollte ich selber organisieren.
Diesmal wollte ich nicht selbst durch die ganze Republik fahren, um die Honda CB 1100 RS abzuholen. Der Verkäufer gab mir einen Tipp. Er hätte schon öfter mit der Plattform Shiply Fahrzeuge transportieren lassen. An und für sich ist das Prinzip ganz einfach und gut. Du stellst einen Transportanfrage und Unternehmer können Angebote abgeben. Danach entscheidest Du Dich für ein Angebot und der Transport wird durchgeführt. Soweit die Theorie. Nachdem ich meinen Transportauftrag online gestellt hatte, bekam ich auch zwei Angebote. Die Auswahl war relativ schwierig, da mir beide „Firmen“ nicht besonders professionell erschienen. Mein Verkäufer sagte unterdessen mal scherzhaft: Da treffen sich die wenig seriösen mit den unseriösen. Als Alternative fragte ich noch bei einem professionellen Motorradtransporteur an. Dieser versprach mir, wenn ich sofort die Anfrage per Email sende, bekomme ich noch am gleichen Tag ein Angebot. Es war Freitag. Natürlich kam nichts. Da ich aber auf keinen Fall mit Anhänger Richtung Stuttgart aufmachen wollte, entschied ich mich für eines der Shiply-Angebote. Ab jetzt wurde es unübersichtlich. Shiply teilte mit, das der Transport mit € 25,- abgesichert sei, aber man für läppische € 260,- bis zu € 8.400,- absichern kann. Auf eine Bestätigung einer Transportversicherung des Unternehmers warte ich immer noch. Shiply verlangt bei Abschluss des Vertrages eine Provision in Höhe von 10-14% zuzüglich der Kosten des „Schutzplans“. Zwischenzeitlich habe ich das Motorrad auf mich zugelassen. Somit kommt noch die Teilkaskoversicherung als zusätzliche Absicherung in Frage.

Bei der Zulassung der Honda CB 1100 RS zweifelte dann die Dame von der Zulassungsstelle das Dokument des TÜV-Nord an. Sie wollte nicht ausschließen, das es gefälscht war. Das scheint mittlerweile öfter vorzukommen. Nach Rücksprache mit Ihren Vorgesetzten vollendete sie den Verwaltungsakt doch noch und ich konnte durch geschwitzt aber zufrieden mit gesiegeltem Schild wieder nach Hause fahren. Warum ich das alles schreibe? Das Motorrad wurde mittlerweile zwar beim Verkäufer abgeholt, aber bisher noch nicht zugestellt. Es fährt wohl erstmal ohne mich auf einer Ladefläche durch Deutschland. Hoffentlich versteht der Unternehmer wenigstens etwas vom Transport. Die Kommunikation ist auf jeden Fall ausbaufähig.

Endlich ist die Honda CB 1100 RS angekommen. Größere Beschädigungen weist die Maschine nicht auf. Sie hat den Transport gut überstanden. Den Unternehmer habe ich nach dem Abladen die vereinbarte Restsumme gegen Quittung bar übergeben. Der georgische Fahrer sprach zwar kein Wort Deutsch oder Englisch, aber es funktionierte trotzdem alles. Anschließend habe ich das Motorrad gesäubert und alles gecheckt.

Am nächsten Morgen bin ich dann erstmal Tanken und Brötchen holen gefahren. Der Sprit wurde wohl für den Transport fast ganz abgelassen. Auf den Bildern des Angebots war der Tank noch halb voll. Da das Thermometer morgens um halb 8 schon 25 Grad zeigte, fuhr ich mit einem kleinen Umweg wieder nach Hause. Ab jetzt soll es sich dann um die Honda CB 1100 RS und meine Fahreindrücke dazu drehen.