Für die Vatertagswoche habe ich mir überlegt, mit meiner Tochter mal wieder nach Fehmarn zu fahren. Als erstes kam mir der Campingplatz Wulfener Hals in den Sinn, auf dem ich vor 10 Jahren schon mal 3 Wochen verbracht habe. Bei der Reservierung fing der Ärger schon an. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich es lassen sollen.
Ich besitze die ACSI-Rabatt-Karte. Ein Stellplatz sollte laut Bedingungen in der Nebensaison € 19,- für 2 Personen mit Wohnmobil, Strom und Duschen kosten. Die Dame am Telefon des Campingplatzes wollte mir glaubhaft machen, das es aber teurer wäre, die ACSI Card zu nutzen, als für den normalen Preis zu buchen. Insgesamt käme ein Preis von 24,- zzgl. Kurtaxe dabei heraus. Da wir uns Aufgrund des Vatertages nur 3 Tage in der Nebensaison befanden, habe ich auf weitere Diskussionen verzichtet. Dann wurde mir ein mehrseitiges Dokument mit Kleingedrucktem übersandt, auf dem ich die Bestellung unterschreiben sollte. Erst dann und nach Übersendung der Rechnung wird die Buchung wirksam. Ebenso wurde ich darauf hingewiesen, das ich den Gesamtbetrag am Anreisetag zu bezahlen hätte. Ein Wunder, das ich nicht noch vorher zum Notar gebeten wurde. Hey Leute vom Wulfener Hals. Ihr betreibt einen Campingplatz.
Die Anreise verlief wunderbar ohne Staus. Wir kamen eine halbe Stunde nach Ende der Mittagspause an. Da die Abreisen schon alle durch sein mussten(komme ich später noch drauf zurück) und am Sonntag Nachmittag keine Anreisewelle zu erwarten war, dürften wir schnell mit der Anmeldeprozedur durch sein. Weit gefehlt. Erstmal war 20min Schlangestehen angesagt, da nicht alle Plätze der Rezeption besetzt waren.
Unser Stellplatz war schnell gefunden. Einfach rauf fahren, Markise und Gestühl raus – fertig. Zum Glück war kein Ausrichten nötig. Alle Wogen hatten sich geglättet. Wir konnten vom Platz sogar ein wenig das Meer sehen.
Die umliegenden Plätze waren nicht voll besetzt, die Sonne schien und Ruhe. Herrlich. Nach dem Kaffee mit meiner Tochter eine Platzrunde drehen und dann an den Strand. Auf der Platzrunde haben wir das vielfältige Freizeitangebot des Platzes gesehen. Man kann Schwimmen im Pool oder Meer, Surfen inkl. Surfkursen, Tauchen im Pool oder Meer, Kinderanimation, Golfen, Sportkurse usw buchen. Sie tun alles, damit man bloß nicht zur Ruhe kommt. Wir haben uns Abends jeder eine leckere Pizza gegönnt. Danach gab es BayWatch auf Amazon Prime. Das kostenpflichtige Basis W-Lan ist sogar Streamingfähig. Es ist sogar ein Business-W-Lan mit doppelter Geschwindigkeit wählbar. Natürlich gegen Aufpreis.
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen wollten wir mal eben Milch, Eier für Pfannkuchen und Mett für Spaghetti Bolognese kaufen. Mett gibt es aber nicht im Laden. Der Kassierer machte einen derart entspannten Eindruck, das wir glaubten, er wäre wohl irgendwie high. Dementsprechend war auch die Wartezeit an der Kasse. Wir entschlossen uns, mit Fahrrad unser Glück in Burg zu versuchen. Leider ist es die einzige Möglichkeit, auf Fehmarn einkaufen zu können. Deshalb ist es dort wohl auch immer voll. Meine Tochter und ich wurden dabei noch von beige gekleideten älteren Touristen angepöbelt, weil wir aufgrund der undurchsichtigen Führung des Fahrradweges aus Versehen auf dem Fußweg gefahren sind. Aber Geschenkt! Nach der Rückkehr habe ich ein wenig Zeit allein am Strand genossen.
Bis Mittwoch-Abend war es sehr ruhig und beschaulich auf diesem Platz. Das sich dieses änderte, lag aber nicht an der Anreise meiner Frau, sondern an dem nahenden Vatertag und der Besetzung der freien Plätze. Ich wunderte mich schon, warum die meisten Camper am Mittwoch abreisten. Spät Abends erreichten auch die neuen Nachbarn Ihren Platz. Ich sah nur den noch nicht fertig aufgebauten Pavillon und ahnte die herannahende Party. Ich wurde nicht enttäuscht.
Nachts um vier kam eine verzweifelte Mutter und beschwerte sich über den Lärm. Ihre Kinder weinten. Die Musik wurde jetzt ausgestellt. Meine Tochter kam auch erst aus Ihrem Zelt, als ich die Schiebetür betätigte und zum Klo wandern wollte. Danach ging die fröhliche Unterhaltung noch weiter bis circa 6 Uhr. Wo war eigentlich der Platzdienst, der die Ruhezeiten durchsetzt? Nach diversen Beschwerden am nächsten Tag kam um 23.00 Uhr doch mal ein Angestellter vorbei und wies die Partycrew zurecht und drohte mit Verweis. Danach war alles OK.
Die Jungs waren völlig in Ordnung und wollten nur feiern, wurden aber von den Platzbetreibern mitten zwischen die Familien platziert. Darauf kann man bei der Anmeldung auch achten. Wenn man nicht nur immer auf sein Kleingedrucktes schaut. Wir haben uns noch nett unterhalten und ein Herrenhäuser zusammen getrunken. Vielen Dank dafür. So haben wir das auf unseren Motorradtouren auch immer gemacht. Wenn Platzbetreiber pfiffig sind, merken die das vorher.
Bloß kaputte Duscharmaturen, Schlangen vor den Toiletten, kein heißes Wasser bei voller Belegung, lahme und unqualifizierte Mitarbeiter, kein Platzdienst in der Nacht zeigen nur, das dieser Campingplatz weder familienfreundlich ist, noch 5 Sterne verdient hat. Ebenfalls sollten wir am Abreisetag um 10.00 Uhr spätestens den Platz verlassen haben. Natürlich könnte man gegen Aufpreis noch bis Abends bleiben. Ich werde wohl frühstens in 10 Jahren wieder kommen. Wahrscheinlich ist dann die Animation immer noch die gleiche wie jetzt und wie zu unserem ersten Besuch vor 10 Jahren.
Ein weiteres Auslassen über Eltern, die Ihre Kinder in Ihrem Beisein auf der kurz vor dem Abbruch stehenden Steilküste inklusive Schutzgebiet für die Uferschwalben klettern lassen, erspare ich mir hier ebenso wie über die Preisgestaltung der Golf-, Surf- und Tauchkurse.
Aber, der Campingplatz hat jetzt seit neustem eine Platzkarte, mit der man nicht nur durch die Schranke kommt oder Duschen kann. Nein, mit dieser Karte kann man auch im Supermarkt, Restaurant oder Bistro bezahlen. Vorausgesetzt man bringt viel, viel Zeit mit und die Angestellten können überhaupt mit dem System umgehen. Das ist Cluburlaub wie in der Türkei oder Dom. Rep. – nur in schlecht.
Nächstes Mal fahre ich einfach woanders campen.