Die Suzuki GSX 1400 und ich sind schon eine besondere Geschichte. Nach 2005 und 2014 ist es das dritte Mal, das ich sie mein Eigen nennen darf. Das liegt an den besonderen Eigenschaften dieses Motorrades. Natürlich geht es in aller erster Linie um den Motor. Es ist 2001 der hubraumstärkste Vierzylinder. Der 1402 ccm große Vierzylinder leistet 106 PS bei 6.800 U/min. Das ist eigentlich nichts besonderes. Sein höchstes Drehmoment liegt bei 126 NM. Das ist auch wirklich nicht herausragend. Aber das er von 2.500 bis 6.800 U/min immer ein Drehmoment von 120 NM oder mehr zur Verfügung stellt, zeigt das Potenzial des Motors. In jeder Lage, in jedem Gang, bei jeder Geschwindigkeit ist immer ausreichend Leistung vorhanden. Ein Dreh am Gasgriff reicht für ordentlich Vortrieb. Obwohl die Maschine seine Volljährigkeit schon erreicht hat, kann sie mit den aktuellen Modellen noch gut mithalten.
Um diese Kraft gut auf die Straße zu bringen, besitzt die Suzuki GSX 1400 ab Werk ein voll einstellbares Fahrwerk. Sowohl die Gabel als auch das Federbein sind in der Federrate, der Druck- und der Zugstufe justierbar. Dieses funktioniert hervorragend. Meine Fahrwerkseinstellung habe ich aus dem TopTest der Zeitung Motorrad entnommen. Dabei handelt es sich um die tourige Variante. Für Interessierte: Vorne Feder 5 Ringe, Druckstufe 3 und Zugst. 6 Klicks auf und Hinten Feder 1 Ring, Druckstufe 3 und Zugstufe 2 Klicks geöffnet.
Den Kontakt zur Straße hält die „Dicke“ durch die Bereifung in den Größen 120/70 vorne und 190/50 hinten. Beides auf 17 Zoll Felgen. Das 190er Hinterrad sieht schon sehr breit aus. Empfindlich reagiert die Maschine darauf, wenn dieser abgefahren ist. Gerade habe ich die 9 Jahre alten Reifen gegen frische Michelin Road V getauscht. Das Fahrverhalten ändert sich sofort. Ich habe das Gefühl die Maschine ist während der Fahrt bestimmt 60 KG leichter. Das ist auch notwendig. Das Fahrzeuggewicht beträgt vollgetankt 260 KG. Das ist beim Rangieren schon eine Herausforderung. Sobald die GSX jedoch in Fahrt ist, sind die Kilos verschwunden. Nur beim hin und her werfen in schnellen Wechselkurven taucht es ansatzweise nochmal auf.
Auch bei den Bremsen hat sich Suzuki nicht lumpen lassen. Am Vorderrad laufen zwei 320mm Bremsscheiben mit jeweils 6-Kolben Bremssätteln. Die haben mit dem Gewicht mal keine Probleme. Am Hinterrad arbeitet ein 2-Kolbensattel mit 220mm Scheibe. Das ist völlig ausreichend. Die Krönung wäre noch ein verbautes ABS-System.
Eine letzte Besonderheit möchte ich nicht unerwähnt lassen. Die Suzuki GSX 1400 besitzt unter ihrer Sitzbank einen „Gepäckraum“. Dort kann man neben dem Bordwerkzeug eine Trinkflasche, Ersatz-Handschuhe, einen leichten Pullover etc. während der Fahrt verstauen. Das erspart in den meisten Fällen einen Tankrucksack oder eine Gepäcktasche. Das habe ich bisher bei keinem anderen Motorrad so gesehen.
Die Sitzposition kann ich als entspannt bezeichnen. Der Lenker liegt mir gut in der Hand. Einige haben diesen mit einem Superbike-Lenker getauscht. Dafür reicht bei mir die Armlänge nicht aus. Dann sitze ich zu gestreckt auf dem Motorrad. Schön sind die zwei analogen Uhren im Cockpit mit Ihrem Chrombechern. Das Digitalzeitalter ist hier aber auch schon angekommen. Im linken Display werden die Gesamtkilometer und zwei Tageskilometer angezeigt, rechts die Uhrzeit und der Benzinvorrat. Die Handhebel sind an einem Rädchen in 6 Positionen einstellbar. Bei den ersten Modellen gibt es sogar noch einen Lichtschalter anstatt der Warnblinkanlage. Einzige wichtige Änderungen am Modell waren 2004 der Katalysator und 2005 der 4-1 Auspuff. Meiner Meinung nach gehört aber an die Dicke an jede Seite eine Auspufftüte. Im Gegensatz zu meiner V-Strom und der Duke 690 ist der Kniewinkel auf der GSX sportlicher. Für den Sozius ist ebenfalls ein bequmer Sitzplatz vorhanden Die Sitzfläche ist dabei ausreichend groß dimensioniert.
Meine aktuelle Suzuki GSX 1400 habe ich aus privater Hand erstanden. Als Extra waren die Auspufftöpfe BOS GT verbaut. Damit klingt sie -ganz im Gegensatz zu dem Original- wie ein wirklich kerniges Big-Bike. Ebenfalls besitzt sie Daytona Heizgriffe mit blauen Endkappen. Die Abdeckungen für die Behälter der Brems- und Kupplungsflüssigkeit und der Schwinge wurden durch gravierte Exemplare ausgetauscht. Nicht montiert war ein Bugspoiler und ein blaues Windschild.
Sie hatte beim Kauf 45.000 Kilometer gelaufen. Auf den Berichten der letzten 3 Hauptuntersuchungen kann ich sehen, das die Maschine in den letzten 4 Jahren gerade mal 2.000 Kilometer gefahren wurde. Darin liegt auch ein Problem. Durch zu langes Stehen werden Bremsen fest, Bremsflüssigkeit, Öl und Reifen alt und in diesem Fall die Benzinpumpe auch defekt. Den obligatorischen Ölwechsel habe ich mit Filter durchgeführt. Die originalen Bremsleitungen von 2001 habe ich gegen Stahlflexleitungen mit blauen Endstücken der Firma Spiegler getauscht und die Brems- und Kupplungsflüssigkeit gewechselt. Dabei sind die Bremssättel von mir gereinigt und die Bremskolben gangbar gemacht worden. Als nächstes geht sie in die Werkstatt und bekommt eine neue Benzinpumpe und die Drosselklappen werden nochmal eingestellt. Alles wurde nochmal geputzt, geölt und gefettet.
Ein optisches Problem bereitet mir noch Kopfschmerzen. Die Motordeckel an beiden Seiten sind mit Klarlack überzogen. Mit der Zeit bekommt der Lack durch Steinschläge und Witterung Risse. Das sieht nach all den Jahren wirklich schäbig aus. Wenn der Lack herunter ist, glänzen die Deckel wie neu. Sie sind dann aber auch anfälliger. Für neue Deckel bin ich zu geizig. Als letztes würde noch eine Pulverbeschichtung in schwarz in Frage kommen. Da bleibe ich dran.
Mittlerweile ist alles repariert und eingestellt. Dazu habe ich mir noch eine neue Sitzbank gegönnt. Auf meiner ersten 1400er war schon diese Bank montiert. Sie ist von der Firma TopSellerie aus Frankreich. Der Sitzkomfort und die Ergonomie erhöht sich für mich dadurch nochmal erheblich.
Leider hat es sich als Irrtum herausgestellt, das alles repariert ist. Nach 4 Monaten voller Probleme gebe ich die 1400er wieder ab. Ein wirklich tolles Motorrad, welches aber doch in die Jahre gekommen ist. Es ist nicht mehr zu übersehen, das diese Maschine ihre Volljährigkeit erreicht hat.