Es ging zu zweit mit Hilde Hymer nach Dortmund. Ziel der Reise war ein Besuch der Firmen von Jean Pierre Craemer und Sidney Hoffmann. Das sind die zwei Protagonisten der Fernseh-Doku „PS-Profis“ auf Sport1, in der sie für Kunden/Zuschauer Autos suchen. Zusätzlich wollten wir noch zur Halle 77. Der Inhaber, Marco Degenhart, ist ein Liebhaber von Youngtimern. Seine Firma restauriert und handelt diese Fahrzeuge. Sehr schöne Modelle behält er aber für sich und hat ein kleines Museum auf dem Firmengelände eröffnet. Alle Firmen sind in Dortmund ansässig.
Für unsere Übernachtungen haben wir den Campingplatz Hohensyburg ausgesucht. Der liegt im ein Stadtteil Syborg im Süden von Dortmund. Der Campingplatz liegt unterhalb der Burgruine, unweit des Spielcasinos. Da wir kurz vor den Sommerferien in Nordrhein-Westfalen die Tour unternommen haben, gab es problemlos einen Stellplatz für uns. Für die erste Nacht suchten wir uns die Zeltwiese am höchsten Punkt des Platzes aus. Von hier aus kann man sowohl zur Ruine hoch, als auch herunter auf die Ruhr schauen.
Die sanitären Anlagen sind modern und sauber. Lediglich an den Bewegungssensoren mancher Wasserhähne könnte noch gearbeitet werden. Beim Abwasch setzte ich die Küche leicht unter Wasser, weil der Wasserhahn immer wieder von Neuem zu laufen begann und das Spülbecken überlief.
Vor der Rezeption steht der Imbisswagen die „Frikadellenschmiede“. Hier können wir auch Brötchen fürs Frühstück bestellen. Als ich dem Peter zwei Fünf-Cent-Stücke zum Bezahlen hinlegte, fragte er mich, ob ich das Brötchen geschnitten haben möchte. Er hätte nur ganze Preise, also nehme er auch nur ganzes Geld. Den Ruhrpott-Humor finde ich gut. Nachdem wir das Wohnmobil ordnungsgemäß aufgebaut hatten, haben wir uns noch einen schönen Grillabend gemacht. Lustig waren später die Glühwürmchen in der Dunkelheit. Da an diesem Punkt der Platz überhaupt nicht beleuchtet war, konnte man sie sehr gut herum tanzen sehen.
Der Wettergott meinte es für unseren Ausflugstag nicht so gut mit uns. Eigentlich regnete es den ganzen Tag in Dortmund. Für die Besuche der Firmen spielte das aber nur eine untergeordnete Rolle. Als erstes besuchten wir die Halle 77. An der schmalen Hofeinfahrt stellten wir Hilde quer auf mehreren Parkplätzen ab. Auf dem Hof empfingen uns die ersten Autos. Einen Hochglanz-Betrieb sucht man hier vergebens. Neben defekten stehen verkaufsfertige Fahrzeuge unsortiert herum. Es ist auch kaum ein Fahrzeug mit einem Preisschild versehen. Als erstes im Gebäude kommen wir in einem kleinen Shop an. Hier werden Merchandising Artikel wie T-Shirts oder Hoodies verkauft.
Eine nette Dame weist uns den Weg zum Museum. Der Besuch ist übrigens kostenlos. Mit Freude sehe ich dann die Begierden meiner Jugend: Opel Kadett C, VW Golf 1, Opel Monza. Das macht mir Spaß. Die Autos sind zum Glück nicht auf Zustand 1 aufbereitet, sondern sehen für mich wie top gepflegte Gebrauchtwagen aus. Fast möchte ich mich überall mal reinsetzen. Das ist aber leider nicht erlaubt. Der Chef, Herr Degenhardt, poliert inzwischen die Front einer Chevrolet Corvette. Ein wenig können wir Ihn mit einer kleinen Plauderei von der Arbeit abhalten.
Neben den Fahrzeugen sind auch Werkzeuge und Zubehör ausgestellt. An den Wänden hängen Werbeplakate der Automobilhersteller. Zufällig entdecke ich in einem Regal einen Equalizer, welchen ich selbst in einem meiner ersten Autos verbaut hatte. Schick.
Unser nächstes Ziel war JP Performance. Der Parkplatz war schon voll, sodass ich für Hilde einen Parkplatz außerhalb suchen musste. Zum Glück war in einer Seitenstraße in der Nähe eine Lücke genau passend frei. Drinnen waren ein paar Autos ausgestellt. Zwei davon kannte ich aus Youtube Videos. Die Einrichtung war irgendwie freudlos. Die Wände waren alle in schwarz gehalten. Das ist nicht mein Geschmack. Natürlich gibt es auch hier einen Shop für JP-Produkte.
Dann kamen wir zu meinem Highlight. Durch Glasscheiben konnten wir bei der Abstimmung eines getunten Mazda RX7 auf dem Rollenprüfstand zusehen und hören. Der Motor wurde dabei bis zu seiner Höchstdrehzahl getrieben. Beim Gaswegnehmen schlugen dann Flammen aus dem Auspuff und die Scheiben fingen an zu vibrieren. Das kannte ich bisher nur aus dem Fernsehen. Ein echtes Schauspiel. Zwischendurch lief JP durch die Halle und erkundigte sich nach den Ergebnissen. Sein zufriedenes Grinsen deutete auf einen vollen Erfolg hin. Später genossen wir in dem hauseigenen Burgershop noch einen Mittagshappen. Die Burger waren sehr gut.
Als letztes auf der Liste stand noch Sydney Industries. Wieder ging es quer durch Dortmund mit den dazugehörigen Staus. Ich bin froh, daß ich in einem kleinen Ort wohne, wo nicht ständig so viel Verkehr ist. Die Firma hat ein ganz anderes Konzept. Hier liegt der Schwerpunkt wohl auf dem Tunen und Umbauen von Fahrzeugen ohne großen Publikumsverkehr. Außer natürlich der obligatorische Merchandising Shop, falls doch mal jemand auftaucht. Es gibt einen kleinen Showroom, wo 4 getunte Porsche zum Verkauf stehen. Vier weitere Fahrzeuge scheinen Ausstellungsmodelle zu sein. Das wars dann auch schon wieder. Den Chef, Sydney Hoffmann, habe ich auch kurz erspäht. Er war aber auch sofort wieder verschwunden. Wir nach zehn Minuten auch. Bei dem Regenwetter suchten wir wieder den Campingplatz auf. Diesmal parkten wir das Wohnmobil auf einem Schotterplatz. Erstens war der gerade und ersparte uns das Ausrichten. Zweitens bekommt man dann nicht immer nasse Füße beim Gang zum Waschhaus.
Trotz des Regens gingen wir nochmal bergab zur Ruhr und machten einen kleinen Abendgang. Ich hätte so eine grüne Oase im Ruhrpott nicht erwartet.
Auf der Rückfahrt besuchten wir noch einen Bauernhof bei Beckum, auf dem ich vor über 40 Jahren zweimal meine Ferien verbracht hatte. Da ich nur ungefähr wußte, das der Hof zwischen Beckum und Oelde liegt, suchte ich auf Glück bei Google Maps in der Satellitenansicht. Tatsächlich habe ich den richtigen Hof gefunden. Die Besonderheit, nach der ich gesucht habe, war das der Hof zwei Zufahrten hat. Die Straße geht quasi durch den Hof. Die meisten Gebäude der Anlage stehen noch leicht verändert. Bei der Besichtigung habe ich vieles wiedererkannt. Mit dem Bauern, natürlich mittlerweile der Sohn, habe ich über ein paar Ereignisse meines Aufenthaltes von damals gesprochen. Auch er konnte sich an einiges erinnern. Das war zum Abschluss noch ein schöner Trip in die Vergangenheit.