Zum 2. Mal nach 2016 führt mich eine Motorradtour in die Dolomiten nach Südtirol. Die Vorfreude steigt langsam an. Die Koffer der Suzuki V-Strom 1000 ABS stehen schon bereit und werden Stück für Stück befüllt. Anders als beim ersten Mal werde ich zu zweit an 2 Tagen anreisen. Am ersten Tag wollen wir 700 Kilometer von Bremen bis Ulm über die Autobahn abreißen. Es sind doch nur 86 Ausfahrten, dann haben wir das Hotel für die erste Nacht erreicht.
Beim zählen bin ich leider schon in Walsrode ins schleudern geraten. Gefahren sind wir 3 Etappen von ca. 200 Kilometern und die restlichen Kilometer bis zum Hotel zur Rose in Weißenhorn.
Auf der gesamten Tour hatten wir nur einen Stau. Dabei machten alle anderen Fahrzeuge netterweise Platz für uns nach rechts oder links, sodass wir problemlos durchfahren konnten. Das Wetter spielte ebenfalls mit. Ohne Regen oder allzu große Hitze sind wir am Hotel angekommen. Nach einer Dusche und einem kleinen Nickerchen haben wir im Biergarten noch zu Abend gegessen. Die restlichen 300 Kilometer fahren wir ohne Autobahn.
Nach einem reichhaltigen Frühstück sind wir bei bestem weiter Richtung Alpen unterwegs. Die Landschaft und die Orte sind schön. Sofort entspanne ich mich. Das ist für mich das Gefühl von Freiheit. Die Straßen sind hier super in Schuß. Nirgendwo sehen wir Schilder die uns vor Straßenschäden warnen. Die stehen wohl alle mittlerweile im Landkreis Osterholz.
Irgendwann zeigen sich die ersten schneebedeckten Gipfel am Horizont. Wir fahren weiter Richtung Garmisch. Dort steigt das Verkehrsaufkommen abrupt an. Die Sonntagsausflügler und die Rückreisenden aus dem langen Wochenende bilden eine sämige Verkehrsmasse. Für Temperaturen um die 30 Grad nicht ganz so optimal. Aber da müssen wir durch. Zum Glück beschränkt sich die Kolonne auf der alten Brennerstraße hauptsächlich in der Gegenrichtung.
Da ein kleines Päuschen nicht schaden kann, halten wir an einem kleinen Imbiss an. Ich genehmige mir eine Hauswurst und einen Almdudler. Die junge Frau hinterm Tresen behält trotz des großen Andrangs die Ruhe.
Die letzten 70 Kilometer fahren wir mehr oder weniger flüssig und schwitzig bis Brixen. Kurz vorher endet auch der Stau des Gegenverkehrs. Hoffentlich erwischen wir es Samstag ein wenig leerer.
Unser Ziel für den Aufenthalt ist der Torgglerhof in Sankt Andrä. Das liegt oberhalb der Stadt Brixen. Seit meinem letzten Besuch in 2016 wurde einiges Umgebaut. Es gibt ein neues Schwimmbad und neue Garagen.
Das Zimmer ist toll. Vom Balkon schaue ich auf Brixen herunter. Da wir mit Halbpension gebucht haben, gab es zum Abendessen gleich das 5-Gänge Menü. Hoffentlich brauche ich am Ende der Woche keinen neuen Motorrad-Anzug. Morgen beginnt die Pässejagd.
Nach dem Frühstück brechen wir zum Würzjoch auf. Vielleicht hätte ich mir doch noch einen Pullover anziehen sollen. Die 13 Grad fühlen sich irgendwie frisch an. Auf der Passhöhe ist wenig los. Nur eine Truppe vom Motorrad Action Team hat sich vor uns hinauf gewagt. Am Wochenende sind die Pisten immer überfüllt. Dann schleicht man in einer Karawane den Berg hinauf und wieder herunter. Jetzt können wir in unserem Tempo die Berge erklimmen.
Ein neuer Pass ist für mich auch dabei. Das Grödner Joch habe ich beim letzten Mal ausgelassen. Der gehört zur berühmten Sellarunde. Die besteht aus dem Sellajoch, dem Pordoijoch, dem Campolongopass sowie dem Grödner Joch.
In Arabba kehren wir in eine Pizzaria ein. Durch Zufall treffen wir dort die gleichen Radfahrer wieder, wie auf dem Grödner Joch. Schnell stellt sich uns die Frage, warum die zeitgleich ankommen. Die Lösung ist, das die beiden die Runde anders herum fahren. Lustig finden wir das alle vier.
Leider wird durch einige Straßensperren unsere ausgearbeitete Route kräftig durcheinander gebracht. Trotzdem genießen wir die tollen Ausblicke mit Schneelandschaften und den kargen Bergmassiven. Auf dem Rückweg fahren wir nochmals über das Würzjoch. Der Zustand der Abfahrt Richtung Brixen ist teilweise katastrophal. Dadurch wird es zum Schluss nochmal anstrengend. Auf den engen Straßen macht es sich erschwerend bemerkbar, das ich die ganze Tour vorweg fahre. Das ist aber auch in Ordnung so. Nachdem unsere Maschinen abgestellt sind, freue ich mich auf eine heiße Dusche und das Abendessen. Mal sehen, wo es morgen hingeht.
Da haben wir uns als erstes das Pustertal ausgesucht. Man fährt dort zwischen den Zentral- und den Südalpen an der Rienz entlang. Der Fluß führt auffallend wenig Wasser, obwohl es den ganzen Mai geregnet hat. Wir haben tatsächlich die erste schöne Woche erwischt. Im S. Lorenzo verlassen wir die Hauptroute nach Süden.
Unser nächstes Ziel ist der Furkelpass. Über diesen Pass bin ich noch nicht gefahren. Als wir wieder das Pustertal erreichen, ändern wir spontan die Route und Folgen der Ausschilderung zum Staller Sattel.
Die Route geht durch das schöne Antholzer Tal bis wir am Antholzer See die untere Station der Auffahrt erreichen. Ab hier geht es als Einbahnstraße weiter. Je eine Viertelstunde pro Stunde kann man herauf fahren und eine Viertelstunde wieder herunter. Als wir ankommen ist gerade grün für die Auffahrt.
Über die enge Strecke erreichen wir bald die Passhöhe. Gleichzeitig ist es auch der Grenzübergang nach Österreich. Da wollen wir heute nicht hin. Ich erklimme noch kurz das Gipfelkreuz. Beim runter klettern springe ich in den Schneehaufen und sinke ein. Nachdem ich mich wieder befreit habe, schmeißen wir uns wieder in die Klamotten und stellen uns für die Abfahrt an.
Bei Toblach verlassen wir das Pustertal wieder Richtung Süden. Über das Höhlensteintal fahren wir bis Cortina d‘ Ampezzo. Der Himmel wird immer dunkler, je weiter wir kommen. Es fallen auch schon ab und zu ein paar wenige Tropfen.
Auf der großen Dolomitenstraße erreichen wir noch den Falzaregopass. Hier ziehe ich lieber mein regendichtes Innenfutter wieder an. Nach einem Kaffee schwingen wir uns wieder auf die Motorräder. Und prompt fängt es auch an zu Regnen. Die Passabfahrt im Regen meistern wir problemlos. Gott sei Dank hört der Regen auch bald wieder auf.
Über das tägliche Würzjoch gelangen wir wieder zu unserem Hotel. Hier scheint auch wieder die Sonne. Darum werden wir den Hotelpool antesten.
Der Pool ist wirklich klasse. Mit Sprudeldings und Liege. Irgendwann verschwindet aber auch hier die Sonne. Dann also Bericht schreiben, eine Tour für den nächsten Tag planen und aufs Abendessen warten.
Eigentlich fotografiere ich mein Essen nicht. Bei dieser Delikatesse mache ich mal eine Ausnahme. Vor allem, weil es den Tiramisu auch noch zum Frühstück gab.
Die Tourplanug des Vorabend hat einen Wechsel auf die Westseite der Brennerautobahn ergeben. Um dorthin zu gelangen, müssen wir entweder bis nach Sterzing im Norden oder bis Bozen im Süden fahren. Ich entscheide mich für Sterzing. Dann haben wir am Anfang und am Ende der Runde jeweils einen Pass zu fahren.
Viele Burgen und Schlösser säumen unsere Wege. Die Burg Reifenstein möchte ich schon wegen ihres Namens erwähnen. Am Fußes des Hügels auf dem sie steht, verlassen wir die alte Brennerstraße und das Eisacktal.
Sofort beginnt der Anstieg zum Penserjoch. Er gehört zu den Sarntaler Alpen, die wir auf dieser Route durchqueren. Außerdem kann ich wieder einen Haken an einen Eintrag in meiner Passliste machen. Die Abfahrt ist sehr leicht und entspannend zu fahren. Im Grunde kann ich die ganze Zeit meine V-Strom im größten Gang rollen lassen. Der Bordcomputer zeigt zwischendurch schon eine Reichweite von über 600 Kilometern an. Tatsächlich pendelt sich der Verbrauch meiner Maschine in den Bergen bei ca. 4,0 Litern ein. So könnte ich theoretisch 500 Kilometer mit einer Tankfüllung fahren. Erstens klappt das nicht und zweitens tanken wir jeden Morgen wieder voll.
Für die Reise passt die Suzuki V-Strom 1000 ABS fast perfekt. Ich sitze sehr bequem auf langen Strecken. Durch die neue Shad Sitzbank hat sich der Komfort nochmal verbessert. Das Fahrwerk funktioniert einwandfrei. Sie ist verbrauchsgünstig. Das ABS und die verstellbare Traktionskontrolle geben mir auch im Nassen in den Bergen ein sicheres Gefühl. Da das maximale Drehmoment schon bei 4.000 U/min anliegt, kann ich sehr entspannt ohne hohe Drehzahlen die Berge hinauf klettern.
Zwei negative Dinge will ich aber nicht verheimlichen. Das werksseitige Koffersystem ist von der Größe her ein Witz und das Motorrad dürfte sich ruhig selber reinigen.
Wir fahren immer weiter entlang der SS508, bis wir Bozen erreichen. Für einen Stadtbummel ist es uns in den Motorradklamotten bei 30 Grad zu heiß. Irgendwann komme ich nochmal mit Luigi her. Dann werde ich endlich Mal den Gletschermenschen „Ötzi“ besichtigen. Ab Bozen geht es auch wieder Richtung Norden. Nach kurzer Zeit verlassen wir die Hauptroute. Bis Meran fahren wir durch kleine Bergdörfer und sehr schmale Straßen. Überall bekommen wir sehr schöne Aussichten zu sehen.
Nach einer kleinen Pause mit Brotzeit oder Eisbecher in St. Leonardo nehmen wir zum Schluss der Runde den Jaufenpass unter die Räder. Die Auf- und Abfahrt zieht sich im Grunde bis wir wieder Sterzing erreichen. Über die Brennerstraße fahren wir zurück nach Brixen und zum Hotel. Ich bin so müde, das ich nicht mit in den Pool hüpfe sondern ein kleines Nickerchen nach einer heißen Dusche vorziehe. Bin gerade rechtzeitig zum 5-Gänge Menü fertig mit Schreiben. Das passt.
Später am Abend habe ich dann noch auf dem Balkon mit einer App für die Kamera in meinem Smartphone gespielt. Darin lassen sich verschiedene Einstellungen, wie z.B. die Belichtungszeit einstellen.Erstaunliche Effekte lassen sich damit erzielen.
Langsam neigt sich unser Aufenthalt in den Dolomiten dem Ende zu. Noch einmal raffen wir uns zu einer Rundtour auf. Beide sind wir aber auch ganz schön müde. Eigentlich keine guten Voraussetzungen dafür, aber was soll’s. Nach dem Frühstück auf Richtung Bozen. Kurz davor verlassen wir die Hauptroute und schlagen uns wieder in die Berge. Oberhalb des Tiesertals gibt’s noch ein Foto vom Blick ins Tal. Dann stehen schon wieder zwei Pässe auf dem Programm. Der Nigerpass und der Karerpass folgen kurz hintereinander. Danach wird es langsam zäh. Wieder kommen wir an gesperrte Straßen. Jetzt spinnt sich das Garmin Navi irgendwelche Strecken zusammen. Bei der Ausarbeitung am Vorabend hatten wir schon große Probleme eine ausgesuchte Strecke in das Navi zu übertragen. Entweder berechnete der Apparat einfach andere, viel längere Routen oder es stellte sich einfach spontan aus und startete neu. Hier hat das Land der Ingenieure sich nicht mit Ruhm bekleckert. Ganz zu Schweigen von der PC-Software BaseCamp. Wie es schneller, einfacher und besser geht, haben die Entwickler der KurvigerApp bewiesen. Vielleicht schreibe ich darüber auch Mal einen Bericht.
Bevor die Laune restlos in den Keller geht, lieber mal was essen und einen Kaffee dazu. Lieber schaue ich mir Martin’s Speck an, als meinen. So heißt der Laden der Köstlichkeiten.
Nach der Pause wurde dem Garmin die Hoteladresse aufgedrückt. Glück im Unglück muss man auch haben. Auf dem vorgeschlagenen Weg liegt tatsächlich auch noch ein Pass, den ich noch nicht befahren habe. Beim Fotografieren des Schildes fing es an zu regnen. Es gab dort aber eine Möglichkeit zum Unterstellen. Dort wartete schon ein Fahrer einer Husqvarna Nuda. Das ist ein sehr seltenes Motorrad, da es nur 2 Jahre unter BMW-Regie gebaut wurde. Die Nuda ist eigentlich ein Ableger der BMW F 800. Nur viel schöner, besser und stylischer. Nachdem wir eine kleine Zeit geschnackt hatten, gesellten sich ein paar Radler zu uns. Dabei handelte es sich um das Pärchen aus der Pizzaria in Arabba. Was ein Zufall. Als der Regen aufhörte, fahren wir die Reststrecke bis Brixen, wo wir nochmal tanken und die Motorräder mit dem Hochdruckreiniger abgespülen. Den letzten Tag im Torgglerhof werden wir uns wohl einen ruhigen Tag mit Fahrzeugpflege und Klamotten packen machen.
Das länger schlafen hat gut getan. Der Wecker klingelte erst um 7.45 Uhr. Den Vormittag verbrachten wir mit Fahrzeugkontrolle und – pflege. Die Antriebskette und der automatische Kettenöler waren einzustellen. Jetzt sind die Motorräder bereit für den Rückweg. Den weiteren Tag haben wir unsere Koffer wieder gepackt und ein wenig gechillt. Deswegen gibt es auch kein Bild.
Da mein Mitfahrer morgen Geburtstag hat, habe ich für die Übernachtung ein Burghotel ausgesucht. Am ersten Tag unserer Rückfahrt stehen 400 Kilometer auf dem Programm. Der gesamte Rückweg soll wieder ohne Autobahn gefahren werden.
Um 08.30 Uhr sitzen wir schon wieder im Sattel. Da in Bayern und Baden Württemberg die Pfingstferien beginnen, ist es in Richtung Italien schon wieder sehr voll. Über die alte Brennerstraße geht es bis Garmisch. Unsere Taktik mit dem frühen Losfahren zahlt sich aus. Wir benötigen nur zwei Stunden bis dorthin und haben fast die Hälfte der Tageskilometer hinter uns.
Wie bei meiner Tour 2016 sind wir wegen einer Durchfahrtsperre für Motorräder gezwungen, die B2 zu verlassen und durch Eschenlohe zu fahren. Im Gasthof zur Brücke wärmen wir uns bei Kaffee und Gulaschsuppe wieder auf. Zwischdurch fiel die Temperatur auf 10 Grad. Wir waren bekleidungstechnisch auf Sommer eingestellt.
Um nicht achtlos am schönen Ammersee vorbei zu fahren, legen wir dort noch eine kleine Pause ein und gehen zum Seeufer runter. Von unserer Bank aus können wir in der Ferne noch einmal das Alpenpanorama sehen.
Ziel der Etappe ist das Burghotel Abenberg. Als wir am Burghof ankommen, begrüßt uns gleich eine Hochzeitsgesellschaft in festlichen Gewändern. Irgendwie passt unsere Garderobe nicht ganz dazu. Wir sind aber im Gästehaus der Burg etwas unterhalb der Burg untergebracht. Unser Abendessen nehmen wir aus Kosten- und Garderobengründen lieber in einem Restaurant in dem Ort zu uns. Aber frühstücken werden wir morgen auf der Burg.
Den Rundgang auf der Burg lassen wir uns trotzdem nicht nehmen. Dabei Stelle ich fest, das dort auch Open Air Konzerte stattfinden. Silbermond, ZZ-Top und andere bekannte Bands haben dort schon aufgespielt. Dieses Jahr spielt unter anderem Beth Hart ein Konzert. Leider passt der Termin für mich nicht – Schade.
Die zweite Etappe der Rückfahrt führte ca. 350 Kilometer zwischen der A7 und A73 nach Meiningen und weiter über Bad Salzungen und Bad Soden nach Hann. Münden. Auf dieser landschaftlich schönen und abwechslungsreichen Strecke haben wir trotz Pfingstsonntag so gut wie keinen Feiertagsverkehr.
Die letzte Nacht unserer Reise verbringen wir im Jagdhaus Herde in Hannoversch Münden.
Auch der Rest der Heimfahrt verlief ohne Störungen. Am Pfingstmontag gegen Mittag war das Abenteuer Dolomiten 2019 beendet. Wir haben 3000 Kilometer ohne Probleme absolviert. Die Motorräder funktionierten ohne Defekte. Der Wettergott war uns hold. Bis auf einen kleinen Schauer hatten wir kein Regen. Über keines der Hotel gab es etwas zu meckern. Und wir hatten viel Spaß. Besser geht nicht. Und zu Hause als erstes….